Stand: 27.07.2018 20:18 Uhr
Überlebender Rotmilan fliegt in die Freiheit
Der einzige Rotmilan, der den Giftanschlag Ende Juni überlebte, ist ausgewildert worden. Er kam wahrscheinlich mit dem Leben davon, weil er der kleinste Vogel war und nichts von den Giftködern, die seine Familienmitglieder töteten, abbekam. In den vergangenen Wochen wurde der Jungvogel im Wildpark Eekholt im Kreis Segeberg aufgepäppelt. "Erst einmal mussten wir ihm beibringen, größere Beutetiere zu fressen. Es hat zwei Wochen gedauert, bis er das konnte", erklärt Elvira von Schenck vom Wildpark. Dann sei er in eine größere Voliere gezogen. "Man hat gesehen, wie er es genießt, seine Schwingen zu gebrauchen." Bei seinem ersten Flug in Freiheit dauerte es genau eineinhalb Minuten, bis der Milan seine menschlichen Helfer verließ und in die Freiheit flog. "Das war natürlich ein unvergessliches Erlebnis", beschreibt Lars Lorenzen von der Naturschutzgemeinschaft Blunkerbach e.V.
Er gehört zu den Naturschützern, die die vergifteten Milane im Juni gefunden hatten. Unbekannte hatten zwei Brutpaare mit insgesamt sechs Jungtieren mit dem in der Europäischen Union längst verbotenen Pflanzenschutzmittel Parathion vergiftet. Das Gift konnte von Forschern des Leibniz-Institut in Berlin bei den toten Vögeln nachgewiesen werden. Wer hinter den Anschlägen steckt ist nicht geklärt.
Anwohner hatten nach dem Fund der toten Tiere nicht ausgeschlossen, dass es einen Zusammenhang mit geplanten Windkraftanlagen in der Region gibt. Da der Rotmilan zu den Vögeln gehört, die durch Windräder besonders gefährdet sind, gibt es in Deutschland eine Empfehlung, einen Schutzradius von mindestens eineinhalb Kilometern um den Horst der Tiere einzuhalten. Die Polizei bestätigte den Verdacht damals nicht. Aktuell wird in alle Richtungen ermittelt. Zudem stehen noch einige Untersuchungsergebnisse aus. Es ist etwa noch nicht klar, mit welchem Köder die Tiere vergiftet wurden.
Der überlebende Rotmilan hat nun Zeit, um sich an sein Leben in Freiheit zu gewöhnen. Im Herbst zieht er dann gen Süden.