Am 30.04.2018 entscheidet sich die Naturschutzgruppe zu einer ersten offiziellen Meldung von zwei Rotmilan-Brutstandorten mit GPS-Koordinaten und Bildern der brütenden Vögel an die Vogelwarte des Landesamts (LLUR) und zeitgleich an die Untere Naturschutzbehörde Segeberg.• Parallel findet eine Eintragung in die Onlinedatenbank ornitho.de in einem geschützten Modus statt, die nur von ausgewiesenen Fachleuten eingesehen werden kann.
Am 07.06.2018 besuchte der Rotmilan-Experte Dr. H.Wirth die aktiven Rotmilanhorste. Zu diesem Zeitpunkt können in einem Horst Jungvögel entdeckt werden, am anderen nicht einsehbaren Horst weisen typische Spuren auf einen vitalen Brutplatz hin.
Am 12.06.2018 teilt die Vogelwarte des LLUR die sensiblen Daten der Standorte der zuständigen Revierförsterei der Landesforsten mit, damit die Försterei die Bäume im Rahmen ihrer Bewirtschaftungsaufgabe nicht versehentlich antastet. Die Försterei nimmt daraufhin die Horste in Augenschein und pflegt die Daten in ihr internes System ein.
Am 17.6. wird das Verschwinden der Elterntiere an einem der Horste bemerkt. Um sich zu vergewissern, intensiviert die Naturschutzgruppe die Beobachtung und stellt schließlich den Verlust der beiden Jungtiere fest, zunächst ohne die Jungtiere am Boden zu finden. Das Brutvorhaben scheint aufgegeben zu sein. In einer ersten Deutung wird der Verlust der Jungvögel durch natürliche Feinde wie Habicht oder Uhu erwogen und die Abwesenheit der Elterntiere als natürliche Reaktion auf den Verlust der Brut gewertet.
Am 20.Juni 2018 gegen 19.30 Uhr findet ein Mitglied der Initiative auf einem Kontrollgang zwei tote und einen noch schwach lebenden Jungvogel direkt unterhalb des anderen Horstbaumes. Eine Katastrophe zeichnet sich ab. Die eilig herbeigerufene Gruppe der Naturschützer ist fassungslos angesichts dieser Situation, denn die Lage vor Ort weist auf eine Vergiftung der Tiere hin.
Noch in der Nacht des 20. Juni erstattet die Naturschutzgruppe „Strafanzeige gegen Unbekannt“ bei der Polizeistation Bad Segeberg.
Erwürgte Futterreste im Schlund und Schnabel weisen auf Versuche des Vogels hin, die vergiftete Nahrung wieder herauszuwürgen.
o verkrampfte Fänge können ein Resultat der Wirksamkeit des Giftes sein
o ein ansonsten guter Ernährungszustand der Jungvögel spricht für eine zuvor vitale und solide Ernährungssituation der Jungvögel
o augenscheinlich haben sie keine äußeren Verletzungen, die auf einen Kampf zwischen verschiedenen Raubvogelarten hindeuten könnten
o die Rückenlage der toten Vögel auf dem Boden verweist auf die direkte Wirksamkeit eines Giftes noch während der Nahrungsaufnahme. Die vergifteten Vögel sterben sofort und fallen einfach rücklings zu Boden.
o mehrere tote Vögel auf engem Radius direkt unterhalb des Horstes deuten ebenfalls auf eine Vergiftung der Jungtiere hin, da die Verteilung bei der Fütterung an die Jungtiere direkt und nacheinander geschieht.
Ein noch halblebend am Boden liegender Nestling wird umgehend nach Wasbek in die Tierklinik Dr. Frahm gebracht. Auf dem Weg dorthin verendet auch dieser Vogel und es kann nur noch der Tod dieses dritten, fast erwachsenen Jungvogels festgestellt werden. Eine erste in Augenscheinnahme durch Dr. Frahm weist auch hier auf typische Vergiftungssymptome hin:
Noch in der Nacht des 20. Juni erstattet die Naturschutzgruppe „Strafanzeige gegen Unbekannt“ bei der Polizeistation Bad Segeberg.
Am 22.06. treffen sich zur Inspektion an den beiden Horsten zwei Vertreter der Naturschützer mit dem Leiter der Vogelwarte Dr. J. Kieckbusch und dem Revierförster D.Gensing, um ggf. verendete Tiere mithilfe eines versierten Baumkletterers aus den Horsten zu entnehmen, damit sich keine weiteren Tiere von möglicherweise im Nest liegenden und ebenfalls vergifteten Kadavern der Altvögel erneut vergiften.
Dabei wird überraschend erkennbar, dass ein vierter Jungvogel im Nest verblieben war und überlebt hat. Von einer Entnahme beschließt die Gruppe vorerst abzusehen, um den möglicherweise noch eintreffenden Elterntieren die Ernährung des letzten Jungvogels zu ermöglichen.
• Weitere Stunden der Beobachtung durch die Naturschutzgruppe folgen; nach 10 Std. Beobachtung ohne Sichtung eines Elterntiers entscheiden die Naturschützer am 24.06.18, den Leiter der Vogelwarte um Entnahmeerlaubnis zu bitten.
• Der in der Zwischenzeit bereits erheblich abgemagerte Vogel wird mithilfe eines versierten Baumkletterers aus dem Nest geholt und anschließen von der Naturschutzgruppe in die Greifvogelpflegestation des Wildparks Eekholt verbracht.
• Der überlebende Vogel kann in der Pflegestation für Greifvögel im Wildpark Eekholt aufgepäppelt werden. Er lernt eigenständig zu fressen du baut Flugmuskulatur auf um in Freiheit Jagdflüge durchführen zu können.
Zum Ende Juli wird der überlebende Rotmilan auf dem Gut Pettluis ausgewildert und etwa 10 Tag danach mehrmals gesehen, so dass nun sicher davon ausgegangen werden kann, dass er sich selbst ernähren kann.